Auf dem Weg nach Venedig

Nach einer recht guten Nacht und einem guten Frühstück, entscheide ich mich noch etwas in der Lobby des Hostels sitzen zu bleiben und einige dringende Mails zu schreiben.

Dann hieß es wieder ab auf die Piste. Schnell merke ich, dass ich vergessen habe, das Intercom meines Helmes aufzuladen und da ich es vermutlich auch vergessen hatte, es auszuschalten, war Funkstille im Helm. Also keine Musik hören beim Fahren! :-(
Das passiert mir hoffentlich nicht all zu oft, denn den ganzen Tag nur den Windgeräuschen des Helmes zu lauschen, ist auf Dauer doch ziemlich dröge.

Das Wetter ist auf den ersten Blick zwar besser als gestern, zumindest regnet es nur noch hin und wieder bei 8 ° Celsius, aber irgendwie fühlt es sich komischer Weise unangenehmer an, als gestern. Liegt vielleicht am recht starken Wind.

 

Ich kurve also durch die norditalienischen Alpen von Merano, über Bozen, Richtung Trient und dann weiter Richtung Padua. Wäre das Wetter schöner, wäre das eine wunderschöne Gegend mit vielen Burgen und Castellen und wunderschönen, alten Kirchen.

Da ich dringend meine Bargeldreserven auffüllen sollte, halte ich Ausschau nach einer Bank, aber abgesehen von ca. einer Milliarde Pizzerien am Wegesrand, weit und breit kein Geldautomat in Sicht. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass die meisten Geschäfte und selbst Supermärkte geschlossen haben, obwohl Montag ist!? Ich frage mich, ob die Italiener Montag morgens lieber länger ausschlafen, was ich gut verstehen könnte, oder ob eventuell heute ein Feiertag in Italien ist? In Feltre finde schließlich doch noch einen Geldautomaten und sogar einen Lidl der geöffnet hat. Und es kommt sogar kurz die Sonne raus!

Kurz darauf lasse ich die Alpen endgültig hinter mir und fahre durch topf-ebenes Land Richtung Treviso. Was für eine öde Strecke! Links und rechts der Straße nur Firmengebäude und Geschäfte, die fast alle geschlossen haben und ein Werbeschild am anderen. Sonst nichts zu sehen.

Auf der Strecke von Treviso nach Marghera (dem Vorort von Venedig), tauchen plötzlich vereinzelt herrlich romantische, alte venezianische Villen mit großen Gärten auf. Die meisten von ihnen wirken jedoch verlassen, mit fest verschlossenen Fensterläden und der Zahn der Zeit hat auch schon seine Spuren hinterlassen. Ich frage mich, ob das eventuell Hotels sind, die nur während der Saison geöffnet haben und nun bereits in ihren Winterschlaf gefallen sind. Oder haben sie eine ganz andere, traurigere Geschichte? Vielleicht aussterbende Familien-Dynastien, oder so was? Wer weiß?

Schließlich in Marghera angekommen, ist das Hostel, das ich mir übers Internet ausgesucht hatte, über den Winter natürlich geschlossen. War ja klar! Also doch zum Colombo Hostel, das im Internet eher dürftige Bewertungen bekommen hatte. Dort angekommen, checke ich für 3 Nächte á 15,- Euro in ein 4-Bett-Zimmer ein. Leider stellt sich heraus, dass 2 Betten davon auch schon vergeben sind, so dass ich mich auf eine unruhige Nacht gefasst machen kann. Die Toilette mit Mini-Dusche lässt sich seltsamer Weise nicht mal abschließen. Das kann ja lustig werden! Aber wenigstens kann ich mein Motorrad im abgeschlossenen Hinterhof parken. Auch was wert!

Kurz darauf lerne ich meine beiden Zimmergenossen kennen. Einen Kanadier namens Dakota und eine junge Portugisin. Beide scheinen recht nett zu sein.

Ich entscheide mich, den Rest des Tages im Hostel zu bleiben und noch etwas zu arbeiten. Und bei der Gelegenheit schraube ich auch endlich das Lampenschutzgitter an mein Motorrad, das in Deutschland und der Schweiz leider verboten ist. Aber ich hoffe, ab jetzt juckt das niemanden mehr! ;-)
Die vier Italiener, die rauchend im Hinterhof stehen, wundern sich offensichtlich nicht schlecht, über den verrückten Deutschen, der gerade erst angekommen ist und schon an seinem Motorrad rum schraubt! :-D

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